ein Hörspiel von Dietmar Dath und Mareike Maage
"Das Tier schaut uns an und wir stehen nackt vor ihm. Und vielleicht fängt das Denken an genau dieser Stelle an", konstatierte Jacques Derrida nicht nur für das Verhältnis zu seiner Katze, sondern für eine mögliche Beziehung zwischen Tieren und Menschen, bei der der Blick der Tiere zum produktiven Spiegel für menschliche Selbsterkenntnis wird. Ein Vorgang, der Mut und Fähigkeit zum erwidernden Blick voraussetzt, aber nicht selbstverständlich ist, könnte der Mensch ja vor dem zurückschrecken, was er da im Spiegel erblickt. Jedenfalls kommen die beiden lesbischen Antilopen Mava und Nora zu diesem Schluss, als sie Torben Pfeiffer einen Abschiedsgruß mit nach Hause geben. Er ist zusammen mit seiner Kollegin Andrea Sturm von einer Stiftung beauftragt worden, das Forschungsprojekt der Panlinguistin Jutta Villinger zu begutachten. Mit Hilfe eines Computerprogramms haben die Tiere im von Jutta Villinger betreuten Forschungspark zwar Worte gelernt, sie sprechen aber doch ihre jeweils eigene Sprache. Missverständnisse sind also unvermeidlich, weil es eben nicht reicht, dieselbe Sprache zu sprechen. Die Antilopenverlobung zeigt auf sprachspielerische, unterhaltsame und politische Art ein Szenario, in dem das tierliche Miteinander dem menschlichen ein Stück weit voraus ist. Am Ende, so scheint es, haben nämlich die beiden Antilopen Mava und Nora im liebenden Blick auf den Anderen und ganz unabhängig von irgendeinem sprachgestützten Ritus ihre Verlobung längst vollzogen.
Erstausstrahlung: 13.12.2013, 20 Uhr, BR 2
Wiederholungen: 30.04.2014, 21 Uhr, HR2 / 10.04.2015, 21.05 Uhr, BR
Text: Dietmar Dath und Mareike Maage
Realisation: Leonhard Koppelmann
Redaktion: Herbert Kapfer
mit: Mit Cathleen Gawlich, Eva Verena Müller, Marc Hosemann, Andreas Grothgar, Frank Genser, Edda Fischer, Sigrid Burkholder, Jörg Hartmann und Stephanie Eidt
Produktion: Bayerischer Rundfunk 2013